Vincent van Gogh Schau dir die Gemälde von Picasso an. Er ist ein großartiger Maler, aber er ist nur ein subjektiver Künstler. Du schaust dir seine Gemälde an, und du wirst dich krank fühlen, benommen, etwas in deinem Kopf rastet aus. Du kannst nicht lange auf ein Gemälde von Picasso schauen. Du würdest dich gerne davonmachen, denn das Gemälde wurde nicht von einem stillen Wesen geschaffen. Es kommt aus einem Chaos. Es ist ein Nebenprodukt eines Alptraums. Doch neunundneunzig Prozent der Kunst gehören zu dieser Kategorie. Objektive Kunst ist genau das Gegenteil. Ein solcher Mensch hat nichts hinauszuwerfen, er ist vollkommen leer, absolut sauber. Aus dieser Stille, aus dieser Leere heraus entsteht Liebe, Mitgefühl. Aus dieser Stille heraus entsteht die Möglichkeit für Kreativität. Diese Stille, diese Liebe, dieses Mitfühlen - das sind die Qualitäten von Meditation. Meditation bringt
dich zu deinem eigentlichen Zentrum. Und dieses Zentrum ist nicht nur
dein Zentrum, es ist das Zentrum der ganzen Existenz. Nur an der Oberfläche
sind wir verschieden. Sobald wir uns auf unser Zentrum zu bewegen, sind
wir eins. Wir sind Teil der Ewigkeit, eine ungeheuer leuchtende
Erfahrung der Ekstase, die jenseits von Worten ist. Etwas, dass du sein
kannst ... aber sehr schwer auszudrücken. Doch in dir entsteht ein großes
Verlangen, das mitzuteilen, denn alle anderen Menschen um dich herum
suchen nach genau solchen Erfahrungen. Und du hast es, du kennst den
Pfad. Und diese Leute sind überall auf der Suche, außer in sich selbst
- wo es ist ! Du würdest ihnen gerne in die Ohren schreien. Du würdest
sie gerne schütteln und ihnen sagen: "Öffne deine Augen! Wohin
gehst du denn? Wo immer du hingehst, gehst du von dir selbst weg. Diese Sehnsucht,
mit anderen zu teilen wird zu Kreativität. Jemand kann tanzen. Es hat
Mystiker gegeben - zum Beispiel Jalaluddin Rumi - dessen Lehre nicht aus
Worten bestand, seine Lehre war der Tanz. Er tanzte. Allein schon diese Erfahrung, dass du wie von einer magnetischen Kraft angezogen worden bist, ist von ungeheurem Wert. Es ist nicht die Entscheidung deines Kopfes gewesen, du hast nicht das Pro und Kontra abgewogen, mitmachen oder nicht mitmachen, nein. Allein die Schönheit von Rumis Tanz, seine sprühende Energie, hat von dir Besitz ergriffen. Du wirst angerührt. Dieser Tanz ist objektive Kunst. Und wenn du weitermachen kannst - langsam wirst du immer ungehemmter werden, immer tänzerischer - dann wirst du bald die ganze Welt vergessen. Ein Moment kommt, wo der Tänzer verschwindet und nur der Tanz bleibt. Es gibt in Indien Statuen, neben denen du einfach nur still sitzen und meditieren sollst. Schau diese Statuen nur an. Sie sind von Meditierenden auf eine solche Weise gemacht worden, in bestimmten Proportionen, dass allein durch das Betrachten der Statue, der Figur, der Proportion, der Schönheit... Alles ist genau berechnet, um einen ähnlichen Zustand in dir zu erzeugen. Und indem du nur still vor einer Statue von Buddha oder Mahavir sitzt, wird dir ein eigenartiges Gefühl begegnen, das du nicht findest, wenn du neben einer westlichen Statue sitzt. Jede westliche Skulptur ist sexuell. Schau dir die römischen Skulpturen an: Schön, aber etwas erweckt deine Sexualität. Es trifft dein Sexualzentrum. Es wirkt nicht erhebend auf dich. Im Osten ist die Situation total anders. Auch hier werden Statuen gemeißelt, aber bevor ein Bildhauer anfängt, Statuen aus dem Stein zu meißeln, erlernt er Meditation. Bevor er anfängt Flöte zu spielen, lernt er Meditation. Bevor er Gedichte, schreibt, lernt er Meditation. Meditation ist eine absolute Notwendigkeit für jede Kunst; dann wird die Kunst objektiv sein. Dann wirst du, wenn
du nur die wenigen Zeilen eines Haiku liest, einer japanischen
Gedichtform - nur drei Zeilen, vielleicht nur drei Worte - wenn du es
still liest, wirst du überrascht sein. Es ist viel explosiver als jedes
Dynamit. Bashos kleinen
Haiku habe ich neben dem Teich in der Nähe meines Hauses. Ich liebe es
so sehr, ich wollte, dass es dort steht. Jedes Mal wenn ich komme und
gehe ... Basho ist jemand, den ich immer geliebt habe. Und dann ist alles
still. Der alte Teich ist da, der Frosch ist hineingesprungen, das Geräusch
seines Sprungs hinterlässt mehr Stille als vorher da war. Das ließt du
nicht einfach wie jede andere Poesie – du liest ein Gedicht und dann
das nächste Gedicht... Nein, du liest es und sitzt still. Stell es dir
vor. Schließe deine Augen. Das ist objektive Kunst. Basho muss dies in einer sehr meditativen Stimmung geschrieben haben, als er an einem alten Teich saß und einem Frosch zuschaute. Der Frosch springt hinein. Und plötzlich wird Basho das Wunder bewusst, dass das Geräusch die Stille vertieft. Die Stille ist stiller, als sie es vorher war. Das ist objektive Kunst. Bevor
du nicht ein Schöpfer bist, wirst du niemals echte Glückseligkeit
finden. Nur indem du etwas erschaffst, |